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Vollansicht des PSYNDEX Tests-Dokuments: World Health Organization Quality of Life Assessment Instrument - Short Scale BREF - deutsche Fassung | ||
PSYNDEX Tests-Dokument: 9007173 | ||
WHOQOL-BREF - World Health Organization Quality of Life Assessment Instrument - Short Scale BREF - deutsche Fassung (PSYNDEX Tests Review) | ||
World Health Organization Quality of Life Assessment Instrument - Short Scale BREF (The WHOQOL Group, 1998) - German Version/zpid | ||
Conrad, I., Matschinger, H., Kilian, R. & Riedel-Heller, S. G. | ||
(2016). WHOQOL-OLD und WHOQOL-BREF. Handbuch für die deutschsprachigen Versionen der WHO-Instrumente zur Erfassung der Lebensqualität im Alter [Manual mit CD-ROM]. Göttingen: Hogrefe. Preis: 208,00 Euro (Stand: 3.1.2018) | ||
Bezugsquelle: Testzentrale Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Herbert-Quandt-Straße 4, D-37081 Göttingen ; E-Mail: testzentrale@hogrefe.de ; URL: http://www.testzentrale.de/ ; Stand: 1.11.2018. | ||
Adresse(n): o Dr. phil. Ines Conrad, Universitätsklinikum Leipzig, Institute of Social Medicine, Occupational Health and Public Health, Philipp-Rosenthal-Straße 55, D-04103 Leipzig ; E-Mail: Ines.Conrad@medizin.uni-leipzig.de ; URL: http://isap.uniklinikum-leipzig.de/isap.site,postext,team,a_id,898.html ; Stand: 20.10.2016 o Dr. Herbert Matschinger, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut für Gsundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Martinistraße 52, D-20246 Hamburg ; E-Mail: h.matschinger@uke.de ; URL: https://www.uke.de/allgemein/mitarbeiterprofile/mitarbeiterprofilseite_herbert_matschinger.html ; Stand: 27.3.2017 o Prof. Dr. med. Steffi G. Riedel-Heller, Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Phillipp-Rosenthal-Straße 55, D-04103 Leipzig ; E-Mail: Steffi.Riedel-Heller@medizin.uni-leipzig.de ; URL: http://isap.uniklinikum-leipzig.de/isap.site,postext,mitarbeiter,a_id,234.html ; Stand: 28.02.2016 o Prof. Dr. rer.soc. Reinhold Kilian, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Universität Ulm, Ludwig-Heilmeyer-Straße 2, D-89312 Günzburg ; E-Mail: reinhold.kilian@bkh-guenzburg.de ; URL: https://www.uniklinik-ulm.de/psychiatrie-und-psychotherapie-ii/team/prof-dr-rer-soc-reinhold-kilian.html ; Stand: 27.3.2017 | ||
WWW-Informationen:
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AbstractDiagnostische Zielsetzung:Mit dem WHOQOL-OLD und WHOQOL-BREF können sowohl altersspezifische Bereiche als auch allgemein im Erwachsenenalter wichtige Bereiche der Lebensqualität bei älteren Menschen (ab 60 Jahren) untersucht werden. Erfasst wird die subjektive Lebensqualität, die gemäß der WHO-Gesundheitsdefinition ein wichtiger Indikator des psychosozialen und körperlichen Wohlbefindens ist.
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Testkonzept | ||
Theoretischer HintergrundWHOQOL-BREF und WHOQOL-OLD (Conrad, Matschinger, Kilian & Riedel-Heller, 2016) sind zwei Kurzfragebogen zur Erfassung der Lebensqualität im Alter. Es handelt sich um die deutschsprachigen Versionen von Instrumenten, die von internationalen Arbeitsgruppen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt wurden (S. 12-15). Beide Instrumente ergänzen einander und sind kombiniert einzusetzen: Das Modul WHOQOL-BREF erfasst allgemeine Aspekte der Lebensqualität für alle Altersgruppen, das Modul WHOQOL-OLD erfasst altersspezifisch bedeutsame Facetten der Lebensqualität von über 60-Jährigen.Im Jahr 1991 wurde das World Health Organization Quality of Life Project (WHOQOL) gestartet, das zum Ziel hatte, interkulturell anwendbare Instrumente zur Erfassung der Lebensqualität zu entwickeln. Ausgangspunkt war die ganzheitliche WHO-Definition von Gesundheit als einem Zustand des vollkommenen physischen, mentalen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur der bloßen Abwesenheit von Krankheit. Dementsprechend ist bei der Messung von Gesundheit und gesundheitsbezogenen Effekten auch das Wohlbefinden zu berücksichtigen. Mit der gesundheitsbezogenen Lebensqualität lassen sich Verbesserungen des Wohlbefindens erfassen (The WHOQOL Group, 1997). Die WHOQOL-Instrumente basieren auf einer Definition, die Lebensqualität als die subjektive Wahrnehmung und Bewertung der eigenen Lebenssituation und Lebensbedingungen auffasst. Diese Wahrnehmung und Bewertung ist geprägt vom kulturellen Kontext, dem jeweiligen Wertesystem sowie von den Zielen, Erwartungen, Beurteilungsmaßstäben und Anliegen einer Person (S. 1). Die Erfassung der subjektiven Lebensqualität gilt inzwischen als ein zentrales Kriterium für die Beurteilung der Qualität medizinischer und pflegerischer Leistungen (Conrad, Matschinger, Kilian & Riedel-Heller, 2009, S. 134). Dabei hat die Lebensqualität im Alter durch die entwicklungsbedingten Veränderungen eigene Facetten, die mit den generisch ausgelegten Lang- bzw. Kurzversionen nicht ausreichend erfasst werden. Deshalb wurde in weiteren weltweiten Studien unter der Schirmherrschaft der WHO das altersspezifische Zusatzmodul WHOQOL-OLD entwickelt. In einer eigenen Studie wurden schließlich die deutschsprachigen Fassungen von WHOQOL-BREF und WHOQOL-OLD für über 60-Jährige validiert und normiert (Conrad et al., 2016, S. 34). | ||
TestaufbauDer WHOQOL-BREF besteht aus 26 Items, die vier Lebensqualitäts-Domänen sowie einem Globalfaktor der Lebensqualität zugeordnet sind. Es handelt sich um die Kurzfassung des WHOQOL-100 (Angermeyer, Kilian & Matschinger, 2000; PSYNDEX Tests-Nr. 9003714), mit dem eine vertiefende Analyse der Lebensqualität erfolgen kann. Der WHOQOL-OLD erfasst spezifische Aspekte der Lebensqualität im Alter mit 24 Items, die sechs Facetten a vier Items zugeordnet sind. Die Items können jeweils fünfstufig beantwortet werden - mit inhaltlich angepassten Bezeichnungen der Abstufungen (Wert 1 für geringes Ausmaß/geringe Zufriedenheit und Wert 5 für das maximale Ausmaß/große Zufriedenheit). Zu beurteilen sind jeweils die vergangenen zwei Wochen (mit Ausnahme der Facette Intimität, bei der kein expliziter Beurteilungszeitraum angegeben wird).Die beiden Instrumente ergänzen einander und sind in Kombination einzusetzen. Der WHOQOL-OLD kann sowohl mit der Kurzfassung WHOQOL-BREF als auch mit der Langfassung WHOQOL-100 kombiniert werden (Conrad et al., 2016, S. 16). WHOQOL-BREF 1) Globale Lebensqualität (2 Items) 2) Domäne I: Physische Lebensqualität (7 Items; allgemeiner körperlicher Zustand); 3) Domäne II: Psychische Lebensqualität (6 Items; allgemeiner psychischer Zustand, positive Gefühle und Zufriedenheit sowie Belastung durch negative Gefühle); 4) Domäne III: Soziale Beziehungen (3 Items; Zufriedenheit mit sozialen Beziehungen, Sexualität und Unterstützung durch Freunde); 5) Domäne IV: Umwelt (8 Items; Zufriedenheit mit Wohnbedingungen, finanzieller Situation, Zugang zu Gesundheitsdiensten, Informationen und Beförderungsmitteln, Freizeitgestaltungsmöglichkeiten). WHOQOL-OLD 1) Facette Sinnesfunktionen (4 Items; Selbsteinschätzung der Sinnesfunktionen sowie Beurteilung der Beeinträchtigung der Lebensqualität durch ihre Veränderungen); 2) Facette Autonomie (4 Items; Unabhängigkeit und Eigenständigkeit bei der Gestaltung des Lebensalltags); 3) Facette Aktivitäten in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (4 Items; Zufriedenheit mit zurückliegenden Lebensleistungen, Erleben von Anerkennung, positive Zukunftsgedanken); 4) Facette Soziale Partizipation (4 Items; Ausmaß der eigenen Aktivität, Zufriedenheit mit eigener Aktivität und mit Teilhabemöglichkeiten an öffentlicher Aktivität); 5) Facette Ängste und Befürchtungen vor Tod und Sterben (4 Items; Ausmaß der angst- und sorgenbesetzten Beschäftigung mit dem Tod); 6) Facette Intimität (4 Items; Erleben von Gemeinschaft und liebevoller Verbundenheit mit anderen Menschen). | ||
AuswertungsmodusDie beiden Fragebögen können entweder von Hand oder computergestützt mit einem der beiden Statistikprogramme SPSS oder STATA ausgewertet werden.Die Auswertung von Hand ist für beide Fragebögen weitgehend identisch: Zunächst sind negative Werte umzupolen (3 Items bei WHOQOL-BREF und 7 Items bei WHOQOL-OLD). In einem Zwischenschritt ist das arithmetische Mittel für die vier Domänen des WHOWOL-BREF bzw. für die sechs Facetten des WHOQOL-OLD zu berechnen und mit 4 zu multiplizieren. Der mögliche Wertebereich liegt so zwischen 4 und 20. Anschließend ist aus Gründen der Vergleichbarkeit jeder Domänen- bzw. Facettenwert in einen Wertebereich zwischen 0 und 100 zu transformieren. Für den WHOQOL-BREF wird in analoger Weise aus den beiden Items zur Erfassung der globalen Lebensqualität ein Globalwert gebildet, der nach entsprechender Transformation ebenfalls einen Wert von 0 bis 100 annehmen kann. Für den WHOQOL-OLD kann ein Gesamtwert als Summenmittelwert über alle Facetten gebildet werden (Wertebereich ebenfalls von 0 bis 100). Umgang mit fehlenden Werten: Werte für den WHOQOL-OLD werden nur berechnet, wenn pro Facette maximal ein Item und insgesamt maximal 6 Items fehlen, ein Gesamtwert wird nur dann berechnet, wenn mindestens fünf Facettenwerte vorliegen (Conrad et al., 2016, S. 25). Für den WHOQOL-BREF werden die vier Domänenwerte ebenfalls nur berechnet, wenn pro Domäne nicht mehr als ein Item fehlt. Der WHOQOL-BREF-Globalwert kann nur berechnet werden, wenn beide Items beantwortet wurden (S. 26). | ||
AuswertungshilfenFür die Auswertung von Hand steht für beide Verfahrensteile je ein Auswertungsbogen zur Verfügung. Die Berechnung der aggregierten Testwerte (Domänen- bzw. Facettenwerte sowie WHOQOL-OLD-Gesamtwert und WHOQOL-BREF-Globalwert) wird anhand der zugehörigen Rechenformeln sowie mit Fallbeispielen erläutert. Für die Auswertung mit einem Statistikprogramm (SPSS oder STATA) stehen vorbereitete Eingabemasken zur Rohdatenerfassung sowie Syntaxdateien für die automatische Berechnung der Teilskalen- und Gesamtwerte zur Verfügung. Im Anhang des Manuals können zu den aggregierten Testwerten die zugehörigen Perzentile (10, 20, 50, 75 und 90) und ihre 95-Prozent-Konfidenzintervalle für die Gesamtstichprobe sowie differenziert nach Altersgruppen und Geschlecht abgelesen werden (Conrad et al., 2016, S. 95-103). Des Weiteren können die ermittelten Testwerte mit Mittelwerten und Standardabweichungen der Eichstichprobe verglichen werden (S. 111-114). In zwei Tabellen wird die inhaltliche Bedeutung niedriger und hoher Werte je Domäne (WHOQOL-BREF) bzw. Facette (WHOQOL-OLD) beschrieben und kann als Interpretationshilfe herangezogen werden. | ||
AuswertungszeitBei Auswertung von Hand sind etwa 5 Minuten pro Fragebogen für die Auswertung anzusetzen. Bei computergestützter Auswertung mit Hilfe von SPSS oder STATA und der mitgelieferten Programmsyntax ist die Auswertung entsprechend schnell möglich. | ||
ItembeispieleAnmerkung: Angegeben ist jeweils das trennschärfste Item einer Skala mit dem Trennschärfewert und der Itemnummer in Klammern (korrigierte Item-Test-Korrelation).A WHOQOL-OLD (Conrad et al., 2016, S. 16 ff., S. 38 f.) 1) Sinnesfunktionen: "Wie sehr beeinträchtigt das Nachlassen von z. B. Hören, Sehen, Schmecken, Riechen, Tasten Ihre Fähigkeit an Aktivitäten teilzunehmen?" (rit = .83; old02) 2) Autonomie: "Wie viel Freiraum haben Sie, um Ihre eigenen Entscheidungen zu treffen?" (rit = .61, old03) 3) Aktivitäten: "Inwieweit sind Sie mit Ihren Möglichkeiten, weiterhin im Leben etwas zu erreichen, zufrieden?" (rit = .61, old12) 4) Partizipation: "Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Maß an Aktivität?" (rit = .79, old17) 5) Tod und Sterben: "Wie sehr fürchten Sie sich davor, keinen Einfluss darauf zu haben, wie Sie sterben werden?" (rit = .77, old07, negative Polung) 6) Intimität: "Inwieweit erfahren Sie Liebe in Ihrem Leben?" (rit = .85, old22) B WHOQOL-BREF (Conrad et al., 2016, S. 20 f., S. 55) 1) Physisch: "Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Fähigkeit, alltägliche Dinge erledigen zu können?" (rit = .82, bref17) 2) Psychisch: "Wie gut können Sie Ihr Leben genießen?" (rit = .71, bref05) 3) Sozial, "Wie zufrieden sind Sie mit Ihren persönlichen Beziehungen?" (rit = .61, bref20) 4) Umwelt: "Haben Sie Zugang zu den Informationen, die Sie für das tägliche Leben brauchen?" (rit = .65, bref13) | ||
Durchführung | ||
TestformenDie Fragebögen werden sinnvollerweise im Einzeltest durchgeführt, können aber auch in einer Gruppensituation ausgefüllt werden. Sie eignen sich ebenso für eine postalische Befragung, sollten dann jedoch mit einem erläuternden Anschreiben und einem vorbereiteten Rückumschlag versehen werden (Conrad et al., 2016, S. 24). Um alle relevanten Bereiche der Lebensqualität im Alter zu erfassen, sollten WHOQOL-BREF und WHOQOL-OLD gemeinsam eingesetzt werden (S. 24). | ||
AltersbereicheDer WHOQOL-OLD ist für die Befragung älterer Menschen ab 60 Jahren vorgesehen. Der WHOQOL-BREF kann grundsätzlich bei Erwachsenen ab 18 Jahren eingesetzt werden, das Manual enthält jedoch nur Normwerte bzw. Vergleichswerte für ältere Menschen ab 60 Jahren. | ||
DurchführungszeitZu veranschlagen sind 10 bis 15 Minuten je Verfahrensteil bei separater Durchführung und circa 30 Minuten bei gemeinsamer Durchführung. | ||
MaterialDie Testmappe enthält das Handbuch sowie eine CD-ROM mit Fragebögen und Auswertungsbögen, die in der benötigten Anzahl ausgedruckt werden können. Des Weiteren enthält die CD-ROM Eingabe- und Syntaxdateien für die Auswertung mit einem Statistikprogramm (SPSS oder STATA), das gegebenenfalls zusätzlich zu erwerben ist. Zusätzlich wird ein Schreibgerät benötigt. | ||
InstruktionBeiden Fragebögen ist eine ausführliche Instruktion vorangestellt. Am Schluss beider Fragebögen besteht die Möglichkeit, Anmerkungen in freier Form aufzuschreiben. Beim WHOQOL-BREF wird darüber hinaus erfragt, ob jemand beim Ausfüllen des Fragebogens geholfen hat und wie lange die Bearbeitung gedauert hat. | ||
DurchführungsvoraussetzungenBei Ausfüllen der Fragebögen in Anwesenheit eines Testleiters sollte dieser eine kurze Einführung geben, bei der Bearbeitung jedoch keine Fragen mehr beantworten (Conrad et al., 2016, S. 24). Für das Ausfüllen der Fragebögen ist eine ausreichende Lesefähigkeit erforderlich, so dass ältere Probanden gegebenenfalls an eine Lesebrille erinnert werden sollten. Im Falle einer postalischen Befragung sollte ein Anschreiben beigefügt werden, das Zweck und Anliegen der Untersuchung erläutert. | ||
TestkonstruktionBeide Fragebögen entstanden im Rahmen internationaler Forschungsprojekte zur Erfassung der Lebensqualität, die unter der Schirmherrschaft der WHO standen. Allen WHOQOL-Instrumenten ist gemeinsam, dass sie Lebensqualität im Sinne der WHO-Gesundheitsdefinition erfassen (siehe unter "Theoretischer Hintergrund") und entlang einer festgelegten Prozedur entwickelt wurden. Um dem Anspruch der interkulturellen Vergleichbarkeit zu genügen, erfolgte die Entwicklung in Kooperation weltweit angesiedelter Forschungszentren und in einer einheitlichen Abfolge von qualitativen und quantitativen Schritten: (1) So wurden mit medizinischen Experten, Patienten sowie Menschen ohne gesundheitliche Beeinträchtigung Fokusgruppeninterviews durchgeführt, um aus den Ergebnissen Definitionen und Operationalisierungen einzelner Facetten und Domänen (Unter- und Oberkategorien) der Lebensqualität abzuleiten. (2) Anschließend wurden standardisierte Pilotversionen der Fragebogen entwickelt und von den beteiligten Forschungszentren bei Patienten und gesunden Probanden erprobt. Nach Itemanalysen der Erprobungsfassungen wurden die endgültigen Fragebogenversionen entwickelt und in den beteiligten Forschungszentren in verschiedenen Fallstudien die jeweiligen Sprachfassungen an Patienten und gesunden Personen validiert (Conrad et al., 2009, S. 135; Kilian, 2008, S. 65).WHOQOL-BREF Hierbei handelt es sich um die Kurzfassung des WHOQOL-100, einem Instrument mit 100 Items zur differenzierten Erfassung der Lebensqualität, an dessen Entwicklung 15 weltweit angesiedelte Forschungszentren beteiligt waren (The WHOQOL Group, 1997). Beide Fassungen wurden nach den Prinzipien der Klassischen Testtheorie konstruiert. Die deutschsprachige Version der Langfassung wurde an Zufallsstichproben der erwachsenen Bevölkerung in Mannheim und Leipzig (n = 541) sowie an Patientengruppen der Universitätskliniken beider Städte (n = 559) validiert. Insgesamt zeigte sich eine zufriedenstellende Testgüte für die Langfassung (ausführlich in Angermeyer et al., 2000; PSYNDEX Tests-Nr. 9003714). Für die Kurzfassung wurde aus jeder der 24 Facetten der Langfassung 1 Item entnommen sowie 2 Items zur allgemeinen gesundheitlichen Befindlichkeit (Globale Lebensqualität). Aufgrund von Faktorenanalysen wurden in der Kurzfassung je zwei hochkorrelierte Domänen zusammengefasst (Physische Lebensqualität und Unabhängigkeit zu Physische Lebensqualität sowie Psychische Lebensqualität und Religion zu Psychische Lebensqualität; Conrad et al., 2016, S. 13), sodass sie vier statt sechs Domänen enthält. Für die hier beschriebene Fassung des WHOQOL-BREF zur Erfassung der Lebensqualität im Alter wurden die dimensionale Struktur und die psychometrischen Eigenschaften in einem eigenen Projekt mit Daten einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe älterer Menschen von N = 1 133 überprüft (54% Frauen, 46% Männer; Alter: 28% 60-65 Jahre, 18% 66-70 Jahre, 17% 71-75 Jahre, 12% 76-80 Jahre, 16% 80 Jahre und älter; Conrad et al., 2016, S. 14 und S. 34). Die Itemtrennschärfen liegen zwischen rit = .46 und rit = .82 (Conrad et al., 2016, S. 55). Sie sind damit im Vergleich zu den Werten für die Gesamtbevölkerung (Angermeyer et al., 2000) geringfügig besser, was die Autoren auf die kleinere Altersvarianz der Stichprobe zurückführen (Conrad et al., 2016, S. 55). Die Struktur der vier (angenommenen) Teilskalen (siehe unter "Testaufbau") wurde mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen überprüft. Das konfirmatorische Faktorenmodell 1. Ordnung repräsentiert die Kovarianzstruktur der Daten zwar nur unzureichend (Chi-Quadrat/df = 1168.56/246 = 4.75, p = .00; CFI = .907; TLI = .895; RMSEA = .064, p = .00; Conrad et al., 2016, S. 57; Moosbrugger & Kelava, 2012, S. 338). Die Autoren empfehlen aber dennoch eine getrennte Analyse der vier Teilskalen, weil eine weitere Analyse, bei der ein gemeinsamer Faktor zweiter Ordnung postuliert wurde, die Modellgüte verschlechterte (Chi-Quadrat/df = 1213.22/249 = 4.87, p = .00; CFI = .902; RMSEA = .065, p = .00; Conrad et al., 2016, S. 59). WHOQOL-OLD Dieser Verfahrensteil wurde nach Klassischer und Probabilistischer Testtheorie konstruiert und überprüft, wobei hier die Daten der vorgenannten Stichprobe verwendet wurden. Die Itemtrennschärfen liegen zwischen rit = .51 und .85 (Conrad et al., 2016, S. 38). Die IRT-Analysen zeigen, dass alle Items des WHOQOL-OLD einen produktiven Beitrag zur Messung der zugehörigen Facetten leisten (Conrad et al., 2016, S. 46-51; Conrad, Matschinger, Riedel-Heller & Kilian, 2014, S. 10). Es wurden auch hier konfirmatorische Faktorenanalysen durchgeführt, um die postulierte dimensionale Struktur der sechs Teilskalen (siehe unter "Testaufbau") zu prüfen. Sie lässt sich für das konfirmatorische Faktorenmodell 1. Ordnung nicht vollständig bestätigen, liegt aber noch im Bereich der Richtwerte bzw. weicht nur geringfügig von diesen ab (Chi-Quadrat/df = 897.86/237 = 3.79, p = .00; CFI = .946; TLI = .937; RMSEA = .50, p = .567; Conrad et al., 2016, S. 39). Da sich auch hier zum Teil hohe Skaleninterkorrelationen (r > = .83; S. 41) zeigten, wurde ebenfalls ein Faktorenmodell zweiter Ordnung gerechnet, das einen nur unwesentlich besseren Modellfit als das Modell erster Ordnung zeigte (Chi-Quadrat/df = 941.62/247 = 3.81, p = .00; CFI = .943; TLI = .937; RMSEA = .050, p = .528; Conrad et al., 2016, S. 41). Die Autoren bevorzugen daher das sparsamere Erklärungsmodell mit einem Faktor erster Ordnung und empfehlen auch hier, keinen Gesamtwert zu bilden, sondern die WHOQOL-OLD Teilskalen (respektive Facetten) zu verwenden. | ||
Gütekriterien | ||
ObjektivitätDie Durchführungsobjektivität ist durch die schriftliche Instruktion gewährleistet. Ausführliche Berechnungshinweise im Manual, die computergestützte Auswertung sowie Fallbeispiele zur manuellen Auswertung sichern die Auswertungsobjektivität. Die Interpretationsobjektivität wird durch Normen (Perzentile) sowie Bedeutungserläuterungen niedriger und hoher Werte unterstützt (Conrad et al., 2016, S. 32 f.). | ||
ReliabilitätDie internen Konsistenzen (Cronbachs Alpha) liegen für die sechs Facetten des WHOQOL-OLD zwischen Alpha = .75 und Alpha = .92, für die vier Domänen des WHOQOL-BREF zwischen Alpha = .74 und .91 (siehe Tabelle 1; Conrad et al., 2016, S. 38, S. 55). Für die sechs Facetten des WHOQOL-OLD werden darüber hinaus noch IRT-Werte für Andrichs Reliabilität aus dem Partial Credit Model (PCM) zwischen r = .70 und r = .89 berichtet (siehe Tabelle 1; S. 39).Tabelle 1 Reliabilitätskennwerte des WHOQOL-OLD und WHOQOL-BREF (Conrad, Matschinger, Kilian & Riedel-Heller, 2016, S. 38 f., S. 55) ----------------------------------------------------------------------Anmerkungen. N1 = Gesamtstichprobe Allgemeinbevölkerung ältere Menschen ab 60 Jahre; N2 = Teilgruppe von Personen mit leichter kognitiver Störung gemäß DemTect (Kalbe et al., 2004), einem Kurztest zur Demenz-Diagnostik. | ||
ValiditätDie Konstruktvalidität wurde für beide Verfahrensteile zum einen mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen geprüft. Es zeigten sich befriedigende Werte für die Anpassungsgüte der jeweils postulierten Faktorenmodelle (siehe unter "Testkonstruktion"). Zum anderen wurden Konvergenzen zwischen den sechs Facetten des WHOQOL-OLD mit den vier Domänen und dem Globalwert des WHOQOL-BREF sowie mit zwei Summenskalen des SF-12 (Körperliche Summenskala und Psychische Summenskala; Morfeld, Kirchberger & Bullinger, 2011) geprüft. Mit Ausnahme der WHOQOL-OLD-Facette "Ängste und Befürchtungen vor Tod und Sterben" zeigten sich mittlere bis starke Zusammenhänge in der erwarteten positiven Richtung (.31 < = r < = .75, p < = .001; Conrad et al., 2016, S. 53). Die vergleichsweise schwachen Korrelationen der WHOQOL-Old Facette "Ängste und Befürchtungen vor Tod und Sterben" mit den Vergleichsdimensionen (.19 < = r < = .29, p < = .001) deuten die Autoren als Hinweis darauf, dass dieser Aspekt der Lebensqualität im Alter deutlich weniger von körperlichem, psychischem und sozialen Wohlbefinden beeinflusst wird.Kriteriumsvalidität. Die diskriminante Validität der WHOQOL-OLD-Facetten wurde mittels multivariater Regressionsanalysen für die sechs Facetten geprüft. Als unabhängige Variablen wurden verwendet: kognitiver Status (Demenz, leichte kognitive Störung vs. gesund), Alter, Geschlecht, Familienstand (verheiratet, getrennt lebend, ledig, geschieden, verwitwet), höchster Schulabschluss, Instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens (IADL; Lawton & Brody, 1969), Anzahl chronischer Erkrankungen sowie Depression (erfasst mit der Geriatric Depression Scale, GDS; Gauggel & Birkner, 1999). Insgesamt erwiesen sich depressive Symptome als stärkste Prädiktoren für das Ausmaß der erlebten Lebensqualität in allen sechs altersspezifischen Facetten (Eta-Quadrat = .09-.28; Conrad et al., 2016, S. 69 f.). Depressivität lässt sich somit als der stärkste negative Einflussfaktor auf die Lebensqualität im Alter sehen. Allerdings weisen die Autoren an anderer Stelle darauf hin, dass es sich um selbstberichtete depressive Symptome handelt und damit keine Aussagen darüber möglich sind, ob es sich um subklinische oder klinische Formen handelt (Conrad et al., 2009, S. 14). | ||
NormierungEs liegen nach Alter und Geschlecht differenzierte Normen (Perzentile 10, 25, 50, 75 und 90 jeweils mit 95%-Konfidenzintervallen) aus einer Repräsentativerhebung von 2012 bei über 60-Jährigen vor (N = 1 031; 54% Frauen, 46% Männer; Alter: 31% 60-65 Jahre, 19% 66-70 Jahre, 19% 71-75 Jahre, 13% 76-80 Jahre, 12% 81-85 Jahre, 5% 86 Jahre und älter; Schulbildung: 5% ohne Schulabschluss, 53% Haupt-/Volksschulabschluss, 20% Realschulabschluss/Mittlere Reife, 8% Abschluss der Polytechnischen Oberschule/10. Klasse, 4% Fachhochschulreife, 10% Hochschulreife/Abitur; kognitiver Status: 66% kognitiv gesund, 23% leichte kognitive Störungen, 9% Verdacht auf Demenz, 3% ohne Diagnose; Conrad et al., 2016, S. 34). Die beiden WHOQOL-Fragebögen wurden in der Regel von den Befragten selbst ausgefüllt, zuvor wurde per Interview ein kurzer strukturierter Demenz-Test mit dem DemTect (Kalbe et al., 2004) durchgeführt sowie ebenfalls in Interviewform die instrumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens mit der "Instrumental Activities of Daily Living Scale" (IADL; Lawton & Brody, 1969) erfasst (Conrad et al., 2016, S. 35). Des Weiteren sind nach Alter und Geschlecht differenzierte Mittelwerte und Standardabweichungen im Anhang für beide Verfahrensteile aufgeführt (Conrad et al., 2016, S. 111-114). | ||
AnwendungsmöglichkeitenBeide Fragebögen können sowohl von gesunden Personen als auch von Menschen mit körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen oder mit leichten kognitiven Störungen bearbeitet werden. In der klinischen Praxis können sie vom Arzt eingesetzt werden, um die subjektive Perspektive des Patienten systematisch in die Behandlungsplanung einzubeziehen. Für die klinische Forschung, z. B. zur Entwicklung neuer Behandlungsformen, kann die Erhebung der subjektiven Lebensqualität ein wichtiges ergänzendes Evaluationskriterium liefern, um Nebenwirkungen und die Effizienz von Behandlungsmethoden zu beurteilen. Die Fragebögen können auch in der Qualitätssicherung medizinischer Versorgungseinrichtungen genutzt werden, um die Patientenperspektive abzubilden. Denkbar ist auch der Einsatz bei der Planung und Implementierung gesundheitspolitischer Maßnahmen, um nicht nur deren medizinische, sondern auch lebenswelt- und lebensqualitätsbezogene Konsequenzen abzuschätzen (Conrad et al., 2016, S. 23). Da der WHOQOL-BREF in mehr als 30 Sprachen und der WHOQOL-OLD in mehr als 20 Sprachen vorliegt, können mit den deutschsprachigen Fassungen gewonnene Daten auch für interkulturelle Vergleiche verwendet werden (Conrad et al., 2016, S. 12, S. 14; Power, Quinn, Schmidt & The WHOQOL-OLD Group, 2005, S. 2213). | ||
BewertungMit den beiden Fragebögen werden umfassend validierte und ökonomische Instrumente zur Messung der Lebensqualität im Alter vorgelegt. Der internationale Hintergrund der Testentwicklung dieser beiden WHO-Instrumente sowie die nationale Validierungs- und Normierungsstudie sind gut und nachvollziehbar dokumentiert. Positiv hervorzuheben sind die ausführlichen Erläuterungen zur manuellen Auswertung beider Fragebögen sowie die bereitgestellte Programmsyntax für die computergestützte Auswertung. Somit ist die Anwendung sowohl für die Einzelfalldiagnostik als auch für die Verarbeitung größerer Fallzahlen für Forschungsstudien gut unterstützt. Gerade angesichts des großen Potenzials der beiden Fragebögen für die verbesserte Gesundheitsversorgung älterer Menschen wäre es interessant gewesen, einige konkrete Fallbeispiele für unterschiedliche Einsatzszenarien zu erhalten.Insgesamt ist der Einsatz dieses Verfahrenspaketes empfehlenswert und es bleibt zu hoffen, dass die von den Autoren vorgeschlagenen Anwendungsoptionen möglichst häufig genutzt werden und die Lebensqualität älterer Menschen verbessern helfen. | ||
Literatur
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Originalfassung/Anderssprachige Fassungen
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Dörthe Beurer (30.09.2017) | ||
APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms: | Classical Test Theory; Interviews; Questionnaires; Rating Scales; Symptom Checklists; Test Norms; Health Care Psychology; Medical Psychology; Life Satisfaction; Quality of Life Klassische Testtheorie; Interviews; Fragebögen; Rating-Skalen; Symptomlisten; Testnormen; Psychologie im Gesundheitswesen; Medizinische Psychologie; Lebenszufriedenheit; Lebensqualität | |
weitere Schlagworte: | 1996; 2000 (Angermeyer et al., 2000); 2016 (Conrad et al., 2016); 26 Items; Bereiche: 1 Globale Lebensqualität, 2 Physische Lebensqualität, 3 Psychische Lebensqualität, 4 Soziale Beziehungen, 5 Umwelt; Normierungs-/Untersuchungsjahr: 2012; Stichprobe(n): 1031 | |
Klassifikation: | Gesundheitspsychologische Tests; Klinische Psychodiagnostik; Psychische und physische Störungen Verfahren zur Erfassung von Lebensqualität und Lebenszufriedenheit 11.15 | |
Anwendungstyp: | Clinical Diagnosis | |
Art der Publikation: | Test; Other Publication (90; 922) | |
Sprache: | German | |
Übersetzungen: | Dutch, English, French, Hebrew, Hindi, Japanese, Portuguese, Russian, Serbo-Croatian (Roman), Spanish, Tamil | |
Land: | United Nations | |
Publikationsjahr: | 2016 | |
Änderungsdatum: | 201801 | |
info@leibniz-psychology.org | © 1996-2018 ZPID |